Deutschtum als das Grundproblem der Deutschen?
Publikováno 29.04.2016 v kategorii: Postřehy

Stellen Sie sich vor, sie wachen morgens auf, rosa ausgeschlafen, strecken lustvoll die Glieder … und werden sich bewusst, dass Sie Deutscher sind. Und der ganze Tag ist im Eimer.

Ja, es muss schrecklich sein. Tagtäglich als Zugehöriger eines Volkes aufzuwachen, auf dessen Gewissen so viel Leid in so vielen Ländern außerhalb seiner Grenzen liegt.  Als Zugehöriger eines Volkes, das letztendlich immer vernichtend verlieren wird, weil er einen viel zu großen Bissen zu sich genommen hatte. Als Zugehöriger eines Volkes, dessen Landsleute in fast allen historischen Filmen als Schurken, die vernichtet werden müssen, präsentiert werden. Nicht einmal Kinder in ihren Kriegsspielen wollen Deutsche, sondern lieber Partisanen darstellen.

Kein Wunder, dass einen dann Depressionen, Komplexe und Vorwürfe überkommen. Niemand mag Sie, alle Welt wirft Ihnen Verbrechen und Grausamkeiten Ihrer Großväter vor, oder Sie selbst fühlen das zumindest auf sich beziehend in jeder Geste der Anderen.

Kein Wunder, dass Sie sich danach sehnen, einmal ein normaler Mensch ohne Brandmarkung der Schuld zu sein. Und Sie fangen an, in sich nach der Ursache zu suchen, nach dem versteckten Kode, der fast jede Generation Ihres Volkes wiederum zum Verderben zunächst der Anderen und dann Ihrer selbst führt.

Und Sie entdecken ihn … im Deutschtum selbst. Ja. Die Deutschen als Nation haben die Ursachen ihrer sowohl vergangenen als auch drohenden Katastrophen in ihrem Deutschtum entdeckt. Nicht in den sozialen und kulturellen Momenten, nicht in den diktatorischen Regimen und verstümmelten Demokratie. Sie entdeckten ihn in ihrer Nationalität, in ihrem Volk, in dem, was einen Deutschen zum Deutschen macht.

Darum nehmen die Deutschen in den heutigen Schritten des demokratischen Defizits und der drohenden sozialen und kulturellen Instabilität das Nähern einer neuen Katastrophe nicht wahr, in den Ambitionen, dem ganzen Europa – zum wievielten Mal schon – die Noten zu geben, nach denen zu singen ist. Im Gegenteil, sie hören sie in dem Wesen des Deutschtums selbst, wie es Ihnen Schiller, Goethe oder Hesse vererbten.

Und so haben Sie entschieden, anstatt die soziale und kulturelle Stabilität zu pflegen, anstatt für Demokratie zu sorgen und ihre urteilsunfähigen kontinentalen Ambitionen zu zähmen, das Deutschtum zu demontieren.  Und

da sie es nicht anders können, ziehen sie in diese Demontage auch die übrigen kulturellen Völker herbei.

Nur dass die Tschechen kein Problem mit ihrem Tschechischtum haben (mit Ausnahme von Weltmenchschlein, die sich bemühen durch ihre laut demonstrierte Oikofobie uns zu sagen, dass sie etwas mehr sind als jeder mögliche Tscheche), die Ukrainer haben kein Problem mit ihrem Ukrainertum, Ungarn mit ihrem Ungarntum, die Franzosen mit ihrem Franzosentum oder die Polen mit ihrem Polentum. Warum schleppen uns die Deutschen also in ihr Problem hinein, dessen Ursachen sie darüber hinaus falsch identifiziert hatten?

Die Politik der Entdeutschung hat auch ihre explizite Komponente. Wir hören Sie in den krampfhaften Äußerungen eines gespannten Multikulturalismus, sowohl auf den „antifeindlichen“ Begrüßungstransparenten an den Gebäuden der deutschen Städtchen als auch in den Anreden, dass es keine Migrationskrise gibt, im Gegenteil, es ginge um eine Aufforderung zur Migration, die als eine Chance ergriffen werden soll mit dem alten deutschen Trauma: in einer deutschen Haut zu leben aufzuräumen.

Vielleicht wird es den Deutschen letztendlich gelingen und sie machen aus ihrem Volk einen Eintopf. Dann werden Sie morgens  endlich als belastungsfreie Eintöpfler eines europäischen Ausmaßes aufwachen. Und Sie werden sich nicht einmal dessen bewusst, dass sie das Wertvollste, was sie hatten, vernichtet haben, dass sie das vernichtet haben, was keineswegs die Ursache ihres Leides war und dass sie dadurch die letzte Verteidigung vor einem nicht enthüllten Dämon verloren haben, der fast jede Generation ihrer Gesellschaft neue Schläge versetzen kommt. Wenn sie sich dies nicht ausreden lassen, was machen wir damit.

Aber Sie sollen uns nicht zwingen diesen ihren traurigen Selbstmord zu befolgen. Oder Sie werden uns, die benachbarten Völker dazu zwingen, Sie zu einer wer weiß schon der wievielten Niederlage zu bringen.

Ladislav Jakl

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